schwangere melancholie  


fluegellos

fluegellos ...
bloss Gesichter in den zerbrochenen spiegeln
lachen,
und ich sehe durch ihre zahnluecken
gleichgueltigkeit.

fluegellos ...

schwangere melancholie in meinen
augen
gebaert laengst ueberfaellige, gestorbene
gesichtslosigkeit.
~ ~ ~


KreisLauf

Leben

heisst

Lieben

heisst

Leiden

heisst

Leben
~ ~ ~


Himmelsantwort

Leise stellte ich dem Himmel eine Frage.
Ich bat um Antwort diese weise Pracht.
Er begleitet mich durch alle meine Tage,
Guckt auf uns durch Fenster in der Nacht.

Der Himmel dachte nach, verdunkelte und leise
Donnerte es ploetzlich mir entgegen.
Traurig und immer noch ganz weise ...
Er beruehrte mich ganz zart ...
Mit warmen Regen.
~ ~ ~


Wenn man liebt ...

Ist man vergeben
Am Anfang verlegen

Versucht zu verfuehren
Um das Glueck zu verspueren

Doch dies alles vergeht
Wie vom Winde verweht

Ist die Liebe vergaenglich?
Oh, ja! Selbstverstaendlich!
~ ~ ~


* * *

Barfuss gehe ich im Schnee spazieren,
Das Weiss blendet mich ...
mein Augenschein.

Ich blicke hoch. Vor mir – derselbe Himmel.
Derselbe ... Ich werde nie
dieselbe sein.
~ ~ ~


an dich für mich

Mich
Gibt es nur ein mal ...
Mit meinen Augen, Traenen,
Meinem Lachen.
Mich
Gibt es nur ein mal ...
Mit den Gedanken, Traeumen,
Meiner Liebe.
Mich
Gibt es nur ein mal ...
Mich – die oft so starke,
Oefter aber schwache.
Mich
Gibt es nur ein mal ...
So nimm mich jetzt.

Nimm ganz!

Und liebe ...
~ ~ ~


* * *

Du sitzt vor mir.
Doch suchend greife ich
Nach deiner Waerme.
Denn tief in mir
Verspuere ich die Kuehle
Zwischen uns. Die Ferne.
Die Ferne ruft nach uns -
Von links nach mir,
Von rechts nach dir.
Alltaeglichkeit zerstoert die Kunst:
Die Kunst zu lieben.

Und so verlieren wir
...
UNS
~ ~ ~


Der Lebensbeigeschmack

ist mal ...
bitter – wie
Verlust, Verrat und Trauer.
salzig – wie
Schmerz, Einsamkeit und Traenen.
suess – wie
Kuessen, Lachen und die Liebe.
sauer – wie
Enttaeuschung, Wut und Luege.
Die Mischung auf meiner Zunge verursacht
Uebelkeit -
Bin ich schwanger?
...
Ich trage die Sehnsucht in mir.
~ ~ ~


falsche frage...

wenn ich dich kuesse -
so schmecke ich die liebe.

wenn ich in deine augen sehe -
so sehe ich die liebe.

wenn ich dich umarme -
so beruehre ich die liebe.

wenn ich mich an dich anlehne -
so rieche ich die liebe.

wenn ich deine stimme hoere -
so hoere ich die liebe.

falsch:
„was ist liebe“?
richtig:
„wer ist liebe?“

DU
~ ~ ~


War oder wahr?

Liebe zu Dir
Das war
Hoffnung in mir
Das war
Worte „Nur mein“
Das war
Ich bin allein
Das ist wahr!
~ ~ ~


Mischung

Behaarter Schnee
Und glatzkoepfiger Regen
Vermischen sich
Auf nackten Daechern.
Auf dem Tisch
Weisse Flasche
Und kaltes Messer
Vermischen sich
Zum besoffenen Laecheln.
...
Das freiheithungrige Blut
Pulsiert und drueckt...
...
Es vermischen sich:
Behaarter Schnee,
Glatzkoepfiger Regen,
Mein Blut.
~ ~ ~


* * *

Schwarzes Seidenkleid
Und goldne Krone.
Dunkler Schleier ums Gesicht.
Kein Atemzug,
Kein Laecheln,
Keine Sonne...
Statt dessen:
Traenen,
Blumen,
Kerzenlicht.
So geht sie fort von mir...
Aus mir...
Zerquaelte Seele.
Ich halte ihre kalte Hand
Und singe ihr ein Lied:
Von meiner Trauer,
Von MEINEM groben Fehler,
Und von der Frage:
„Wieso es IHR geschieht? „
~ ~ ~


* * *

Wenn ploetzlich der Tod
An meiner Tuer,
Kurz anhaelt,
Klopft.
Und dann
Verspuere ich
Die Kuehle
Der Umarmung.
Ich lauf’ zu dir
So aengstlich
Und erschoepft
Und lege mich
In deine Arme.
Im letzten Atemzug –
Bist Du!
Dich atm’ ich ein!
Dein Herz
Fuer zwei wird weiter
Schlagen.
Ich will nur Kuesse...
Lass die Blumen
Sein!
Und dass Du liebst,
Das solltest Du
Mir sagen!
Ich fleh’ dich an,
Dass Du
An diesem Tag,
Mich nicht
Mit ihm alleine laesst!
Denn wenn er kommt
Und nach mir fragt –
Halte mich an!
Halte mich fest!
~ ~ ~


Vier Jahreszeiten
in der Stadt der toten Seelen

Farblose Gesichter
Schwarze Menschen
Graue Daecher
Silberner Regen

Schwarze Gesichter
Graue Menschen
Silberne Daecher
Farbloser Regen

Graue Gesichter
Silberne Menschen
Farblose Daecher
Schwarzer Regen

Silberne Gesichter
Farblose Menschen
Schwarze Daecher
Grauer Regen
...
Formloses Leben
~ ~ ~


* * *

Einsam, verlassen und krank
Wie auf Erloesung wartete ich
auf Dich
Bloss die Wahrheit – scharf und nackt
Schlug brutal mir ins
Gesicht.

Dieser Schmerz! So heiss und kalt.
Auf den Boden schmiss sie
mich.
Ich hoerte Stimmen: „Er kommt bald“.
Wie auf Erloesung warte ich
auf Dich.
~ ~ ~


* * *

Du bist nicht da...Dich gab es kaum
Der Wind verweht Erinnerung ins „Niemalsland“
Und ich? ...
Begrabe mich lebendig unter einem Baum,
Verstecke mich vor Antwort „Nirgendwann“.

Oder ich laufe barfuss in den Garten.
Herbstregen...Traenen...Alles ist vermischt.
In dem Moment begreife ich,
„Das Warten –
Dazu ist Leben mein bestimmt“.
~ ~ ~


Dass ich ...

Wirst Du mir je verzeihen,
Dass ich
Dich so schnell vergass?
Dass ich
Um mein Herz auszuleihen,
Kein Stueckchen des Mutes besass?
Dass ich
Mein Leben so dumm
Den fremden Haenden anvertraute?
Und in den stinkenden Sumpf
Ich tauchte,
Und tauchte,
Und tauchte ...

Ich bin ertrunken ...
~ ~ ~


Moment

Mach die Augen zu,
Das Fenster mach auf.
In diesem Moment -
Nur ich und Du
Und der Liebe süsser Rauch.

Ich waerme deine Lippen
Mit meinem Atem.
Wir landen auf der ‚Wolke sieben’ –
Dieser zarten, weichen Watte.

Ich wuerde diesen Moment
Am liebsten einfrieren ...
Es ist ein Liebessakrament -
Wir beide,
Die sich lieben.
~ ~ ~


Ich habe Sie geliebt
(A.S. Puschkin)

Die Liebe brennt auch weiter
In meiner Seele, wie vor langen Zeit.
Aber an mir soll es nicht scheitern...
Ich bin kein Grund zur Traurigkeit.

Ich habe Sie geliebt,

Trotz Eifersucht, zu meiner Schande!
Stillschweigend, wie ein treues Tier.
Ich wuensche Ihnen,
Dass Sie von einem anderen
Vergoettert werden wie von mir.
~ ~ ~


* * *

Ich traeume
Ich lebe
Ich fuehle
Ich geniesse Dich und den Tag
Ich ertrinke im Meer der Gefuehle
Wie die Braut am Hochzeitstag

Ich liebe
Ich spuere
Ich sehe
Dass mein Leben in Reihe geraet
Dass die ewig erwartete Fee
Meine Traeume und Wuensche erraet

Ich geniesse
Ich wuensche
Ich fliehe
Aus dem Leben, das gestern noch war
Und ich sage zu Dir: „Oh, siehe!
Endlich bin ich am Ziel ... ich bin da“
~ ~ ~


Stummer Dialog

Ich denke an Dich
Ich denke an uns
Ich denke an mich
Ich denke, es muss

Ich denke: „Voran“
Du aber: „Vorbei“
Du bist nebenan
Und doch wieder so weit

Ich sag’: „Komm zurueck“
Du sagst: „Irgendwann“
Ich: „Verpass nicht dein Glueck,
Denk bloss daran“

Du denkst: sie ist da.
Du denkst Liebe auch.
Ich bin neben an...
Doch ein anderer auch.
~ ~ ~


In mir

Die Gefuehle sagen
„Er“
Der Verstand
„Vergiss es“
Hoffnung fluestert
„Es wird mehr“
Freude lacht
„Geniess es“
Treue heulend
„Er beluegt“
Wut ganz laut
„Fliehe“
Sehnsucht weinend
„Komm zurueck“
Liebe ...
Hat verziehen
~ ~ ~


Liebeserklaerung

Ich will in Dich hinein,
Dich spueren!
Dich einatmen,
Deine Macht!
Dich wie ein Maedchen zu verfuehren
In Mitten zarter, weisser Nacht.
Ich sehe Bilder:
Deine kalte Schoenheit!
Dich zu vergleichen waere ein Unfug.
Du bist auf keinen Fall Gewohnheit
Und dafuer lieb’ ich Dich,

St. Petersburg!
~ ~ ~


Sehnsucht nach Waerme

Im Schnee
Fand ich mich wieder.
Auf den gefrorenen See
Fielen die Flocken nieder.

So zart und weiss,
Ganz ohne Flecken,
Wie meine Seele.
Nur ohne Ecken.

Und doch ist anders,
„Aermer“ dieser Schnee:
Kaum ein wenig waermer -
Wird er zum See.
~ ~ ~


* * *

wind ins gesicht
kalt und nass
blick des abgrundes
hungrig und blass

ich bete

dass wolkenweisse schiffe
mich zu ihm bringen

zu gott

mit hastigem sprung
in die hungrige tiefe
beruehre ich gierig

den tod

das gefuehl des fliegens
raubt mir den atem
der schrei des genusses
erstickt alle laute
...
~ ~ ~


* * *

Rauch, der
Die Sinne verdeckt
Zunge, die
Den Koerper schmeckt
Augen, die
Reinheit zerfressen
Ohren, die
Moral vergessen
Geruch, der
Verstand erhaengt
Hand, die
Tropfen faengt
Musik, die
Das Schweigen erfuellt
Haut, die
Unschuld enthuellt
Satz, der
Die Aengste entfuehrt
Kuss, der
Die Seele beruehrt
Lampe, die
Dunkelheit stoert
...
Nacht,
die alles zerstoert...
~ ~ ~


* * *

Ich brauche gar nicht viel im Leben:

Morgens frischen Kaffee auf dem Tisch.
Sonntags in der Kirche Gottessegen.
Und Gewissheit,
Dass der Tod mich ploetzlich nicht erwischt.
Im kalten Winter will ich Schneefloeckchen,
Im Sommer - Sonne, Meer und Strand.
Im Fruehling - weisse, zarte Maigloeckchen.
Im Herbst - den Regen halten in der Hand.
Dass die Musikkassetten mir noch lange dienen,
Und schoenste Blumen landen nur bei mir.
Zu dem Champagner moechte ich Pralinen...
„Auf Liebe trinken“... will ich nur mit Dir.
Morgens will ich deine Lippen spueren,
In deine Augen sehen, denken „mein“
Und dann dich aus dem Tag entfuehren...

So wenig brauch’ ich für das Gluecklichsein.
~ ~ ~


Surreale Depression
(nach S. Dali)

Zu ...
Sind die Fenster, Jalousien, Augen.
Das Bett ist kalt und ungewollt unendlich.
Die Sehnsucht ist am Hals am Saugen
Und ab und zu am Fluestern. Unverstaendlich.
Die Decke wickelt sich um das so stille Bett.
Die Waende werden zu berahmten Boden.
Der stumme Fernseher wirkt dumm und fett.
Die Lampe haengt wie weiche, ausgenutzte Hoden.
Verhasster Spiegel draengt sich allem vor
Und schaut ganz neugierig mit seinem Auge.
Am Bettes Fusse singt „Halleluja“ Engelschor.

Am Hals die Sehnsucht.
Sie ist am Saugen.
~ ~ ~


* * *

bodenlos
sprachlos
gefuehllos
schlaflos
fluegellos
atemlos
leblos

dann kamst

du

dich einatmen

und
leben
~ ~ ~


* * *
nach Achmatova

Du gingst leicht zitternd
Fort von mir
Noch spuere ich die Waerme
Deines Kusses
Es war am Sonntag
Gegen vier
Mich brachte um
Die Kaelte des Entschlusses

Was nun?

Festhalten?
Doch wie lange?
Bis naechsten Sonntag
Gegen vier?
Mir standen Traenen
Auf der Wange
Ich fluesterte:
„Verschwinde“
Ich flehte:
„Bleib doch hier!“
~ ~ ~


Heimat

Was ist das – „deine
Heimat“?
Das Land, wo Du geboren bist?

Oder bedeutet
„Heimat“ -
Wo dir die Sprache fliesst?

Die Schule lehrte:
„Heimat -
Wenn Dir dort an nichts fehlt“

Mein Opa traeumte:
„Heimat -
Wo keiner Fragen stellt!“

Du sagst in deiner
Heimat
Fuehlst Du dich einfach sicher.

Fuer mich bedeutet
Heimat -
Wo mir die Blumen riechen.
~ ~ ~



* * *

Wozu sind wir alle her gekommen?
Wozu das Leben ueberhaupt?
Wir haben unterwegs das Ziel verloren.
Hauptsache – warm! Hauptsache – satt!
~ ~ ~


Krebs

Die Angst ist das Schlimmste.
Dann kommt die Verzweiflung.
Spaeter die Traenen...
Und irgendwann der Tod.
Es kam mir vor,
Wie ein toedlicher Freiflug
Der Koerper begann
Qualvollen Mord

An sich selbst...
~ ~ ~


Nach der Diagnose: Krebs

Ich hoere nachts ein tiefes Lachen.
Wer ist es? Freunde? Feind? Der Geliebte?
Mir fehlt die Kraft, die Augen aufzumachen...
Das Lachen wird immer lauter... Fast ein Gewitter!

Ich will es nicht! Ich kann es nicht mehr hoeren!
Ich platze jetzt... und ploetzlich werd’ ich wach.
Um mich herum ist alles kalt und ruhig,
Und ich begreife...

Der Tod war hier und hat gelacht.
~ ~ ~


Lieben: ein Weg von B nach V

Lieben heisst – Verehren
Lieben heisst – Besessen
Lieben heisst – Begehren
Lieben heisst – Vergessen

Lieben heisst – Betaeuben
Lieben heisst – Verzichten
Lieben heisst – Verleugnen
Lieben heisst - Vernichten

Lieben heisst – Verzeihen
Lieben heisst – Begluecken
Lieben heisst – Verteilen
Lieben heisst - Bedruecken

Lieben heisst – Begiessen
Lieben heisst – Verirren
Lieben heisst – Vermissen

Und irgendwann -
Verlieren.
~ ~ ~


Dem Vater von B.

Der Tod ist wie eine schwarze Hand,
Die ins Helle des Lebens greift,
Und holt in das „Niewiederland“ –
Menschen. Es tut ihm nicht leid.

Du lebst und liebst, hast Traeume.
Du hast Geschmack und Still.
Du versuchst nichts zu versaeumen.
Du brauchst fuer dein Glueck nicht viel.

Dann kommt er. Reisst dich raus:
Aus dem Leben, bestehenden Wuenschen,
Aus der Waerme in deinem Haus.
Und Du gehst... wie viele andere Menschen.

Der Tod ist wie eine schwarze Hand,
Die ins Helle des Lebens greift,
Und holt in das „Niewiederland“ –
Menschen. Es tut uns so leid.

Aber hoert! Im weiten „Niewiederland“
Wird das Geheimnis des Glaubens entdeckt:
Denn nur dort, durch die heilige Gotteshand
Wirst du zum ewigen Leben erweckt.
~ ~ ~


Versuch

Die Liebe versuchte zu lachen
Als mir bitter traurig war.
Sie versuchte mich gluecklich zu machen,
Wie noch nie war sie mir nah.

Sie tat dies gekonnt, ohne Eile.
Doch irgendwann wurde sie schwach...
Sie versuchte vergeblich zu heilen,
Was bei mir in der Seele zerbrach.
~ ~ ~


Warten

Auf das Morgenrot,
Auf das Geraeusch,
Auf den Augenblick
Warten
Stillschweigend und naiv.

Ohne Sehnsucht,
Ohne Rasierklinke,
Ohne Zweifel
Dem Warten
Das ganze Leben opfern.

Um Dich,
Um Tage mit Dir,
Um Augenblicke
Nach langem Warten
Zu erleben.
~ ~ ~


Traeume

- Ich traeume oft.
- Ich dagegen selten.
- Zum Beispiel will ich einen Flitzer.
- Sportlich? Uns trennen ja die Welten!
- Mit Leder. Am besten Zweisitzer.
- Ich werde alt.
- Ach! Ich will so vieles wagen!
- Cabrio?
- Nein. Das ist mir hier zu kalt.
- Ich traeume doch ...
Ich traeume oft vom Kinderwagen.
~ ~ ~

Die Haelfte

Man riss mir die rechte Hand ab –
Ich kann nichts halten ...

Man stach mir mein rechtes Auge aus –
Ich kann kaum sehen ...

Man brach mir mein rechtes Bein –
Ich kann mich nicht fortbewegen ...

Man schnitt mir den rechten Lungenfluegel aus –
Ich kriege keine Luft ...

Man goss mir Blei in das rechte Ohr –
Ich kann schlecht hoeren ...

Ich bin nur zur Haelfte ich.

Denn Du bist heute gegangen ...
~ ~ ~

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